Als sich am 16. Februar vor 65 Jahren Maria und Alfred Schmitt in der Pfarrkirche St. Ursula in Krettnach ihr Jawort gaben, da dachten sie ganz gewiss nicht daran, dass sie im Februar 2020 ihre sogen. „Eiserne Hochzeit“ mit Schneeglöckchen und blühenden Krokussen im Vorgarten feiern könnten. Im Gegenteil – der kirchliche Hochzeitstag, ihre „weiße Hochzeit“, fand am Tag nach Weiberfastnacht sozusagen mitten im Winter statt, auf den Hochzeitsfotos steht das Brautpaar zusammen mit seinen Eltern im Schnee. Doch hat sich in diesen 65 Jahren seither nicht nur das Klima, sondern überhaupt die Welt so sehr verändert, wie es für sie 1955 unvorstellbar war. Und diese Geschichte, die Geschichte der beiden Jubilare, gilt es nun zu erzählen.
Geboren wurden beide in derselben Straße, der damaligen Dorfstraße in Niedermennig: Maria Hennen im Jahr 1931 in Nr. 30 und Alfred Schmitt 1927 in der Nr. 4, wo seine Eltern ein Lebensmittelgeschäft betrieben. Ihre Kindheit verbrachten sie gemeinsam mit ihren Geschwistern und den Nachbarskindern meist spielend auf eben dieser Dorfstraße, auf der nur selten Autos fuhren. 1933 trat Alfred, 1938 Maria in die einklassige Niedermenniger Volksschule ein, in der sie bis zum 1. September 1939 unterrichtet wurden. Für sie begann der 2. Weltkrieg mit einem großen Abenteuer: Die lange Fahrt mit beiden Müttern und bis 14-jährigen Geschwistern ins Ostseebad Wustrow bei der sogen. „Freimachung West“, während die Väter zuhause blieben. Doch schon nach etwas mehr als vier Wochen mit dem Ende des „Polenfeldzugs“ holten die Väter ihre beiden Familien ins heimatliche „Tälchen“ zurück. Dort wimmelte es von einquartierten deutschen Soldaten, die erst am 10. Mai 1940 mit kriegerischer Gewalt die Grenzen nach Luxemburg und weiter nach Frankreich überschritten. Alfred beendete im Sommer 1941 seine Volksschulausbildung und wechselte mit Marias Bruder Paul und zwei weiteren Jugendlichen aus dem Tälchen auf eine Lehrerbildungsanstalt in Bettemburg im besetzten Luxemburg. Maria musste zuhause bleiben und neben dem Schulbesuch auf dem Bauernhof der Familie arbeiten; dies waren Arbeiten, zu denen sie härter als ihre Brüder täglich herangezogen wurde.
So blieb es auch bis zu ihrer Hochzeit im Jahr 1955: Während Alfred nach dem Weltkrieg am Gymnasium Saarburg in einem Sonderlehrgang die sogen. „Mittlere Reife“ erreichte und ab 1950 die Ingenieurschule in Trier besuchen konnte, war Maria auch nach der Schulentlassung „Mädchen für alles“ – ihre Mutter war oft krank – in ihrer Familie. Zwar blieben die beiden immer in Kontakt und konnten an Fastnacht und Kirmes im Gasthaus Palm miteinander tanzen gehen, aber es dauerte doch bis in den August 1954, dass Marias Eltern mit der Heirat einverstanden waren und sie standesamtlich heiraten konnten. Es ist heutzutage unvorstellbar, dass sie als verheiratetes Paar bis zur kirchlichen Trauung am 16. Februar 1955 weiter bei ihren Familien wohnen bleiben mussten und die gegenseitigen Besuche immer unter Aufsicht stattfanden, aber so waren die strengen dörflich-katholischen Regeln, denen sie sich unterwarfen bzw. unterwerfen mussten. Alfred hatte inzwischen 1952 seine Ingenieurausbildung als Dipl.Ing FH erfolgreich beendet und war am Staatsbauamt Trier angestellt worden. Er gehört außerdem zu den wenigen noch lebenden Vereinsmitgliedern, die am 16.11.1946 den SV „Tälchen“ Krettnach im Gasthaus Palm in Obermennig gegründet hatten. Als Fußballer war er in den Mannschaften des SV in den 1950er Jahren auch in der 2. Amateurliga bis 1964 aktiv und engagierte sich im Vorstand „seines“ Vereins. Zu seinen Freunden gehörte auch Marias Bruder Paul, der als Architekt weithin bekannt war.
Im Oktober 1956 kam ihr erstes Kind zur Welt, das jedoch bei einer schweren Geburt verstarb. Zwei Jahre später wurde Tochter Heike geboren, die mit ihrem Mann eine Apotheke betreibt, und, wie Maria und Alfred voll Stolz erzählen, ihre drei Enkel, die allesamt ebenfalls Apotheker geworden sind. 1963/64 bauten sich Maria und Alfred ihr Haus, in dem sie heute noch wohnen, fast alles in Eigenleistung von der Planung bis zur letzten Steckdose. Genauso kennt und schätzt man ihn bei unserem SV „Tälchen“ Krettnach: Als er 1990 in die verdiente Rente ging, gab es keinen Schlusspunkt in seinem von Sport und Technik geprägten Leben. Seine technische Begabung setzte er intensiv für „seinen“ SV ein. Wenn man heute die für einen dörflich geprägten Sportverein beeindruckende sportliche Anlage in Niedermennig mit Vereinsheim, vier Umkleidekabinen und mehreren Funktionsräumen, zwei Rasenplätzen, Beachvolleyball- und Kinderspielplatz betrachtet, so ist sie zu einem bedeutenden Teil sein Werk. Auch heute noch ist sein Rat gefragt: Wenn Reparaturen an Sanitär- und Elektrizitätsanlagen anstehen, wird er gerufen; der 93-Jährige weiß genau, wo die Leitungen liegen – kurz: Er kennt alle den meisten Vereinsmitgliedern verborgenen „Geheimnisse“ des Vereinsheims.
Maria und Alfred Schmitt sieht man ihr hohes Alter nicht an, beide sind geistig fit, auch wenn altersbedingte Krankheiten nicht ausgeblieben sind. Beide erfreuen sich der hohen Wertschätzung der Gemeinschaft der drei „Tälchen“-Dörfer. Der Fußballverband Rheinland hat Alfred Schmitt bisher mit dem Ehrenbrief sowie der bronzenen und silbernen Ehrennadel für seine Verdienste um den rheinländischen Sport geehrt. Der SV „Tälchen“ Krettnach dankt dem Jubelpaar herzlich für seine Vereinstreue und wünscht den beiden noch viele Jahre in Gesundheit und Glück gemeinsam mit ihren Lieben und Freunden.